Seit dem 12. Jahrhundert ist die heutige Bezirksstadt Horn – mit einigen Unterbrechungen – eine Pfarre des Stiftes Altenburg. Sie gilt als Mutterpfarre des alten Poigreiches, dem heutigen „Pfarrverband im Horner Becken“. Bedeutung erlangte Horn vor allem in der Zeit von 1575 bis etwa 1620 als Zentrum des Protestantismus in Niederösterreich. Davon zeugt bis heute am Hauptplatz die katholische Marktkirche St. Georg, welche am Ende des 16. Jahrhunderts als protestantischer Kirchenbau im Stil der Renaissance errichtet wurde. Die alte Pfarrkirche St. Stephan inmitten des Friedhofs am Stephansberg, die Piaristenkirche St. Antonius am Hauptplatz sowie die Altöttinger Kapelle in der ehemaligen Tuchmachersiedlung sind weitere Sakralbauten der Pfarre.
Die älteste urkundliche Nachricht über Horn stammt aus der Zeit um 1045/55. Demnach hat ein Graf Gerold auf seinem Gut „hornarun“ (althochdeutsch „horo“ = Sumpf) eine Kirche errichtet und diesen Besitz als Stiftung für sein Seelenheil dem Bischof von Passau geschenkt. Mit der Zugehörigkeit zum Bistum Passau ist auch das Stephanus-Patrozinium verknüpft. 1282 wird Horn erstmals urkundlich als „civitas“ (Stadt) bezeichnet.
Die Georgskirche wird urkundlich erstmals 1367 erwähnt, die dann in der Reformationszeit zwischen 1594 und 1597 ihre heutige Gestalt als Marktkirche erhielt. Der Kirchturm wurde erst nach dem Stadtbrand von 1827 durch den Stadtbaumeister Franz Bernhofer im 1880 nach dem Vorbild der Prager Teynkirche erhöht (60,50m). Die Georgskirche ist ein im Sinn der Renaissance errichteter Saalraum, das Spiegelgewölbe zeigt die Herrschaftswappen der Puchheimer und Hoffmann und das Horner Stadtwappen (ein sog. Hifthorn, ein mittelalterliches Signalhorn, das an einer mit Quasten versehenen Schnur hängt).
Die heutige Einrichtung der Georgskirche ist barock; das Hochaltarbild (um 1730). zeigt als Patron den hl. Georg aus Kappadokien zu Pferde, der den Drachen vernichtet (23.4.) Um 1700 entstand das barocke Triumpfbogenkruzifix; von Martin Kremser Schmidt sind die Ölbilder der hl. Thekla und der Schwarzen Madonna von Brünn am Marienaltar. Die neue Paul-Peuerl-Orgel, benannt nach dem im 17. Jh. in Horn wirkenden Komponisten und Orgelbauer Paul Peuerl, wurde 2003 geweiht. In der Georgskirche werden die Sonntags- und Werktagsgottesdienste für die Pfarre gefeiert.
Die Stephanskirche am Friedhof ist die eigentliche Stadtpfarrkirche, in ihr werden in den Sommermonaten die Vorabendmessen gefeiert und die Begräbnisse abgehalten. Ihre komplexe Baugeschichte geht bis ins 11. Jh zurück und konnte 1978-1984 durch archäologische Grabungen und Freilegungsarbeiten genauer erforscht werden. Die romanischen und gotischen Bauphasen (Apsis, Katharinenkapelle) wurden in der Barockzeit ergänzt (8 barocke Kreuzwegstationen außen zwischen den Strebepfeilern der Apsis; Stichkappentonnengewölbe im Langhaus, Glockenturm). Die Innenausstattung glänzt durch das qualitätsvolle Triumpfbogenkruzifix (1. H. 17. Jh) und den frühbarocken Hochaltar von Caspar Leusering (1647). Das Hochaltarbild zeigt das Martyrium des hl. Stephanus (26.12.), flankiert von den Apostelfürsten Petrus und Paulus. Die spätgotische Steinkanzel wurde erst später aus der protestantischen Georgskirche hierher übertragen.
Als Ordenskirche ergänzt die Piaristenkirche am Kirchenplatz die Kirchenlandschaft in Horn. 1657 berief Ferdinand Sigmund Graf Kurz die Piaristen aus Tschechien nach Horn, 1662 wurde die Kirche geweiht. Die Piaristen führten bis 1872 das Gymnasium in Horn. Das Hochaltarbild zeigt den Kirchenpatron, den hl. Antonius von Padua (13.6.) kniend vor Maria mit dem Jesuskind. Es stammt von Martin Johann Schmidt aus dem Jahr 1777.
Die Altöttinger-Kapelle war einst Endpunkt der Tuchmachersiedlung, einer ersten Arbeitersiedlung im Waldviertel. Die achteckige, von einem Pyramidendach gedeckte Kapelle diente 1952-1971 als evangelische Kirche, 1990 wurde die der Stadtgemeinde gehörende Kapelle zuletzt renoviert.
Zur Pfarrgemeinde Horn gehören auch die Ortschaften Breiteneich, Mühlfeld und Rosenburg. 2020 umfasst Horn 6438 Einwohner, davon sind rund 4420 Katholiken.
Text: P. Albert Groiß OSB