P. Anselm Grün OSB schreibt zum heiligen Christophorus in seinem lesenswerten Buch „Wunden zu Perlen verwandeln. Die 14 Nothelfer als Ikonen der Heilung“, Vier TürmeVerlag 2004:
Christophorus – der „Christus-Träger“ – ist der Schutzheilige aller Reisenden.
Früher hat man ihn als Begleiter in der Bedrohung durch einen unvorhergesehenen Tod gesehen. Er ist eigentlich der Heilige, der uns helfen soll, jegliche Schwellenangst zu überwinden, die Angst, die uns an den vielen Übergängen unseres Lebens und bei jedem Neubeginn – auch in den alltäglichen Dingen – überkommt.
Christophorus ist ein Bild der Hoffnung, dass uns der Tag nicht die Kraft raubt, dass wir nicht ausbrennen vor lauter Anstrengung, sondern dass wir aus der Kraft Christi heraus leben, dass wir immer in Berührung sind mit der inneren Quelle der göttlichen Kraft.
Die Legende erzählt, ein Einsiedler habe dem suchenden Christophorus gesagt, er solle am Flußübergang auf Christus warten. Sie kennen die Geschichte!
Jeder unserer Übergänge hat mit Christus zu tun.
An jeder Schwelle können wir Christus begegnen.
Aber wir werden ähnlich wie Christophorus Christus nicht gleich erkennen.
Er wird vielmehr schwer werden auf den Schultern.
Er wird uns niederdrücken.
Aber wir haben genügend Kräfte.
In uns steckt auch der Riese, der der Last des Überganges standhält.
Weil uns jede Lebens-Schwelle irgendwie Angst macht
(der Übergang vom Kind ins Jugendlichen-Alter,
der Übergang vom Arbeitsleben in den wohlverdienten Ruhestand,
oder auch der Übergang vom Leben ins ewige Leben!),
wagen viele Menschen nur schwer diesen bewussten Übergang.
Christophorus soll uns helfen, im Vertrauen auf Christus den Übergang zu wagen.
Deshalb ist er einer der 14 Nothelfer,
deshalb ist er auf so vielen mittelalterlichen Kirchen auf der Außenwand abgebildet.
Der Blick auf Christus lässt uns ruhig werden und uns sicher über die reißende Flüsse und den aufgeweichten Boden unter unseren Füßen schreiten, und ruhig und sicher auf der Straßen dahinfahren.
Die Christophorus-Aktion der MIVA ist eine konkrete Möglichkeit Samenkörner der Hoffnung zu streuen, damit ein menschenwürdiges Leben für andere möglich wird.
Das Gleichnis des 16. Sonntag im Jahreskreis (Mt 13, 24-43) vom Unkraut und Weizen entlastet uns.
Wir brauchen unsere Energie nicht für das Unkraut verwenden. Das können wir getrost Gott überlassen.
Nur Gott kennt die Tiefen der Herzen und die Abgründe der menschlichen Seele.
Die Ernte Gottes steht noch aus.
Bis dahin braucht er uns als Mitarbeitende – damit im Bild des Weizens die Lebensgrundlagen für alle Menschen gut wachsen können.
(Text: P. Albert Groiß OSB)